Kiebitzprojekt bei Griesingen

Ein Gemeinschaftsprojekt des NABU Ehingen/Allmendingen, des BUND Ehingen, der unteren Naturschutzbehörde des Alb-Donau Kreises, des Biolandhofes Raiber und weiterer engagierter Naturschützer

 

Der Landschaftsraum „Donau-Riß-Niederung“ zu dem auch das Gebiet bei Griesingen gehört war einst ein Schwerpunkt der Kiebitz Population in Baden-Württemberg. Seither fand ein extremer Absturz der Population im ganzen Land statt und viele ehemalige Verbreitungsgebiete sind nahezu verwaist. Umso erfreulicher ist es, dass im Frühjahr 2020 Mitglieder des Umweltschutzverbandes BUND Ehingen Beobachtungen von balzenden Kiebitzen über frisch umgebrochenen Feldern im Bereich Griesingen melden konnten.

 

 

 

Durch Recherchen im Gemarkungsgebiet Griesingen/Öpfingen konnte der Eigentümer der Fläche, aber auch Karl Christ aus Nasgenstadt, ein jahrelanger Beobachter der Kiebitze, ausfindig gemacht werden. Nach Beobachtungen wurde dann zusammen mit einem Mitarbeiter des Kiebitzschutzprojektes Illertal eine Schutzaktion gestartet.

 

Da Kiebitze, als Bodenbrüter, ihre Nester ungeschützt auf die ungebrochenen Flächen der Äcker legen, sind sowohl die Eier, als auch die geschlüpften Jungen Frassfeinden schutzlos ausgeliefert. Wie viele Untersuchungen, auch im Gebiet Oberschwaben zeigen, sind besonders Füchse für die Kiebitzbrut sehr gefährlich. Deshalb versuchen Naturschützer die Bruten der stark gefährdeten Art auf unterschiedliche Weise zu schützen. In Griesingen entschied man sich für Brutkörbe aus Metallstreben, die über die Nester gesetzt werden. Diese können von den Kiebitzen passiert werden, für Füchse und Greifvögel ist der Abstand zwischen den Metallstreben zu eng und sie können nicht an die Gelege gelangen.

 

Der BUND Ehingen konnte zwei Nestschutzgitter kurzfristig erwerben und ein weiteres Gitter wurde vom Illertaler Kiebitzschutzprojekt ausgeliehen. Beim täglichen Monitoring von Karl Christ, wurden dann tatsächlich am 8. Mai 2020 die ersten zwei von insgesamt drei Kiebitzgelegen in dem Maisacker entdeckt und, in Absprachen mit dem Bewirtschafter, vorsichtig mit den großen Nestschutzgittern versehen.

 

Am 02. Juni 2020 wurden die ersten erfolgreich geschlüpften Kiebitzküken von Karl Christ gemeldet. Aufgrund der aufgebrochenen Eierschalen kann man feststellen, ob die Küken geschlüpft oder einem Futterräuber zum Opfer gefallen sind.

 

„Wir freuen uns, dass aufgrund der Schutzmaßnahmen im Frühjahr 2020 insgesamt 11 Küken erfolgreich geschlüpft sind“, sagen Angela Scheffold und die Kiebitzfreunde vom BUND Ehingen.

 

 

 

Solche individuellen Schutzmaßnahmen sind für diese seltenen Vögel mittlerweile leider wichtig geworden. Um einen dauerhaften Bruterfolg zu gewährleisten, ist es allerdings wichtig, die Lebensbedingungen für die Bodenbrüter zu verbessern. Diese brüten zwar mittlerweile bevorzugt auf Ackerstandorten, benötigen aber im Umfeld zur Nahrungssuche und als Unterschlupfmöglichkeit für die Jungvögel extensiv bewirtschaftet Wiesen und offene Wasserflächen. Außerdem meiden sie Strukturen wie Bäume oder Hecken in denen Füchse Unterschlupf finden und auf denen Greifvögel oder Rabenkrähen ansitzen können.

 

Glücklicherweise befindet sich direkt im Anschluss an den in diesem Jahr genutzten Acker eine extensiv von einem Biolandwirt bewirtschaftete Wiese, die dem NABU Landesverband Baden-Württemberg gehört und von der NABU Gruppe Ehingen/Allmendingen verwaltet wird. Auf dieser Wiese befindet neben einigen feuchten Senken ein, zurzeit mit Weiden bewachsener Tümpel.

 

Um die Fläche für den Kiebitz optimal zu gestalten, wurde Ende September eine gemeinsame Initiative aller Beteiligten gestartet. Nach einer Vor-Ort Besprechung konnte ein Plan erstellt und die untere Naturschutzbehörde sowie der Landschaftserhaltungsverband mit ins Boot geholt werden. Damit kann das NABU Grundstück für den Wiesenbrüterschutz optimiert werden. Dazu soll in einem ersten Schritt der Tümpel freigelegt und die umgebenen Weiden entfernt werden.

 

„Es wirkt oft nicht stimmig, wenn Naturschutzverbände das Fällen und Entfernen von Bäumen und das Zurückschneiden von Büschen beantragen, aber wenn man Bodenbrüter, die sehr selten sind, schützen möchte, ist dieses der richtige Weg“ erklärt Sabine Brandt, Diplombiologin und Leiterin der NABU Geschäftsstelle Allgäu-Donau-Oberschwaben.

 

Da der Kiebitzschutz auch weiterhin viele Hände und aufmerksame Beobachtende braucht, werden die Naturschutzverbände BUND und NABU diesen weiterhin gemeinsam betreiben und versuchen die Fläche weiterzuentwickeln, Bruten gezielt durch Körbe zu schützen und das Projekt auch überregional zu vernetzen.

 

Im Februar 2021 konnten diese Schutzmaßnahmen umgesetzt und der Tümpel auf der Wiese freigelegt werden.

Wir hoffen jetzt auf die Kiebitze und andere Bodenbrüter.